Die Zeit rast, Wochen und Monate ziehen in Windeseile an uns vorbei. Fragt jemand, was ich letzte Woche getan habe, muss ich kurz aber angestrengt nachdenken, weil es mir im ersten Moment gerade nicht einfällt. Sehr schnell spulen wir unsere alltäglichen Routinen und Aufgaben ab. Und an den Wochenenden packen wir alles rein, was unter der Woche keinen Platz gefunden hat. Vielleicht erscheint dieses Bild im ersten Moment etwas düster, so ist es eigentlich nicht gemeint. Es soll nur sinnbildlich aufzeigen, warum uns die Zeit oft so schnell um die Ohren fliegt – und warum ich auf das Thema dieses Blogs gestossen bin: die Leidenschaft. Wo findet sich die Leidenschaft in diesem beschriebenen Alltagsrun? Bringt nicht die Leidenschaft die Würze in die Woche? Was, wenn ich keine Leidenschaft habe? Wie finde ich meine Leidenschaft?
Was ist Leidenschaft?
Betrachtet man das Wort etwas genauer, steckt in Leidenschaft «leiden» und «schaffen» drin. Aus Leidenschaft kann etwas geschaffen werden. Mit Leidenschaft an etwas «schaffen» wird mit Emotionen, positive aber auch mal «leidende», verbunden. Man investiert gerne eine Extrastunde in die persönliche Leidenschaft, denn was daraus resultiert, motiviert. Auch im Duden wird Leidenschaft als einen emotionalen Gemütszustand und/oder eine grosse Begeisterung für etwas was man sich immer wieder zu verschaffen sucht oder der man sich mit Hingabe widmet, beschrieben. Ereignisse oder Tätigkeiten die Emotionen wecken, bekommen mehr Aufmerksamkeit. So erstaunt es auch nicht, dass neue Ansätze im Führungsmanagement auf die emotionale Bindung zum Ziel oder zum Projekt abzielen. Eine emotionale Bindung erhöht das persönliche Engagement und damit die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung. Wird die persönliche Leidenschaft geweckt, gedeiht Innovation. Mit Leidenschaft einer Tätigkeit nachgehen, welche in uns positive Emotionen auslöst, lässt uns diese Tätigkeit mit einer Beständigkeit verfolgen, die sich nicht immer rational erklären lässt. Das Nachgehen dieser Leidenschaft erfüllt uns und lässt uns immer weiter machen. Dabei sind Leidenschaften nicht automatisch gleichzusetzen mit Tätigkeiten die zu unseren Stärken zählen. Tätigkeiten die ich besonders gut kann aber emotional wenig in mir auslösen, sind nicht als Leidenschaft zu bezeichnen. Die Emotion ist der entscheidende Punkt.
Zurück zur Alltagsbeschreibung vom Anfang – ist es also möglich, dass man keine Leidenschaft hat? Was, wenn die Wochen wirklich einfach so um die Ohren fliegen ohne nennenswerte Emotionen? Braucht jeder Mensch eine Leidenschaft? Diese Fragen überlasse ich gerne einfach mal so der Leserschaft, die Antworten fallen hier ziemlich sicher sehr individuell aus.
Wie findet sich Leidenschaft?
Trotzdem, gefangen im Alltagstrott taucht vielleicht schon irgendwann mal die Frage auf, habe ich überhaupt noch eine Leidenschaft? Für was brenne ich? Für was investiere ich gerne mehr Energie?
Um herauszufinden was die persönliche Leidenschaft ist, können folgende Fragen eine erste Hilfestellung sein:
- Welche Werte sind dir wichtig?
- Was machst du gerne und löst bei dir positive Emotionen aus?
- Wo sehen andere Personen Stärken bei dir?
- Was würdest du nicht aus deiner Woche streichen wollen?
- Womit konntest du dich als Kind stundenlang beschäftigen?
Diese Fragen dienen als Anstoss. Um die wahre Leidenschaft zu entdecken, braucht es Zeit. Leidenschaft entwickelt sich meist aus einem Interessen an einer Tätigkeit, welche sich über die Zeit – mit selber machen, selber erleben, selber spüren – zu einer Leidenschaft entwickeln kann. Eine Begeisterung entsteht und man will sich diese immer wieder verschaffen. Die geweckte positive Emotionalität ist der springende Punkt.
Mit Leidenschaft Trainer/in sein
Was gerade beschrieben wurde, erklärt womöglich auch, warum viele Trainer/innen einer Sportart meist selber aus dieser kommen. Sie haben als Sportler/in Feuer für ihre Sportart gefangen und wollen es nun als Trainer/in weitergeben. Das Zitat «Wer selbst nicht brennt, kann andere nicht entflammen» von P. Rhodan trifft es ziemlich auf den Punkt. Als Ausbildende von Trainer/innen im Bewegten Brain-Training ist es das Grösste, wenn ich meine Leidenschaft für die Trainingsmethode an unsere Teilnehmenden weitergeben kann. Denn wenn die zukünftigen Trainer/innen selber eine Leidenschaft für das Bewegte Brain-Training entwickeln, entstehen qualitativ hochstehende und schliesslich wirkungsvolle Trainings. Aus meiner Erfahrung entwickelt sich die Leidenschaft, wenn Trainer/innen selber Spass an der Trainingsmethode haben, deren Gewinn verstehen und selber erlebt haben. Sie bekommen Lust, sich damit intensiver auseinanderzusetzen und finden Begeisterung an der Sache. Der Funke ist gesprungen, das Feuer entfacht. Aus Interesse entsteht eine Leidenschaft. Bleibt es beim Interesse stehen oder die Leidenschaft schwindet, äussert sich dies ziemlich oft in der Qualität des Trainings, in der Motivation im Ausführen des Traineramtes und in der Beteiligung der Teilnehmenden. Hier lohnt es sich vielleicht sich die Fragen zu stellen: Brenne ich noch für mein Training? Bin ich davon noch überzeugt? Welche Werte sind mir wichtig und vertrete ich diese noch? Wenn das Interesse noch da ist, steckt man möglicherweise gerade in der «leidigen» Phase der Leidenschaft drin, wo man mit der Überzeugung an der Sache eine Extrameile einlegen darf. Die Emotionen sollen wieder geweckt, das Ziel neu anvisiert und die Energie richtig kanalisert werden – und der Zug kommt wieder ins Rollen. Wichtig scheint mir hier an der eigene Überzeugung festzuhalten und diese auch nach aussen zu bringen. Das Schöne am «Trainer-Sein aus Leidenschaft» ist es, dass der Funke direkt wieder weiter an die Teilnehmenden springt und daraus wirkungsvolle Trainings mit einem «besonderen Groove» entstehen.
Um den Kreis zum Anfang wieder zu schliessen: Bist du gerade in deinem Alltag gefangen, wecke deine Leidenschaft und tu dir etwas Gutes.
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Die Autorin
Name: Ilona Widmer
Beruf: Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin
Website: Sport Mental Akademie
Motto: «Wer selbst nicht brennt, kann andere nicht entflammen» P. Rhodan
Ausbildner in: Bewegtes Brain-Training
Mit ihrem wissenschaftlichen Hintergrund und praktischer Erfahrung in Bewegung und Sport schafft Ilona Widmer den idealen Nährboden auf dem Kreativität strukturell gedeihen kann.
Die Absichten sich immer neuen Herausforderungen zu stellen und offen sein für Unbekanntes führten Ilona zur Sport Mental Akademie. Die Neugier an der Bewegung in Verbindung mit der Psyche, dies unter wissenschaftlichen Aspekten zu durchleuchten und schlussendlich zielgruppengerecht zu vermitteln, zeichnen sie besonders aus. In der Entwicklung des Bewegten Brain-Trainings will sie genau diese Stärken ausspielen um das Programm weiterzubringen und ihm den verdienten Stellenwert einzuräumen.