Sportler sind von Natur aus ehrgeizige Wesen mit Vorwärtsdrang. Wo kann ich optimieren? Was braucht es für den nächsten Schritt nach vorne? Es kann meist nicht schnell genug vorwärts gehen. Stillstand ist ja bekanntlich Rückschritt, denn wie schnell bist du weg vom Fenster und siehst die Konkurrenz nur noch von hinten. Umso erstaunlicher scheint es, wenn wir den Umkehrschluss ziehen und sagen: Ein Schritt zurück ist eben nicht Stillstand.

Kennen Sie das Gefühl, wenn es nicht ganz rund läuft und sie alles probieren, die Situation aber anstatt zu lösen immer verkrampfter wird und sich langsam und immer mehr Verzweiflung einschleicht? Plötzlich fehlt die Lockerheit und der Sport wird immer mehr zum Kampf und Krampf und Knorz. Hier braucht es den Mut, Tempo rauszunehmen. Distanzieren Sie sich für eine gewisse Zeit von Ihren Aufgaben. Am besten physisch und psychisch, was nicht immer beides möglich ist. Indem Sie gedanklich in die Metaperspektive gehen und sich von der momentanen (Problem-) situation lösen, verbinden Sie sich wieder mit Ihrem wirklichen Energiepotenzial. Stellen Sie sich vor, sie sind eine Fliege an der Wand und beobachten sich selbst. Ist die Situation wirklich so tragisch, so schlimm, so dramatisch, wie sie sich im Moment anfühlt? Oder wird dadurch einiges relativiert? Eine neue Perspektive eröffnet sich. Ihr Gedankensystem wird sich nach und nach erholen. Dies gibt Raum für kreative Lösungen, die für Sie im vorigen Zustand gar nicht sichtbar waren. Plötzlich ist die Lockerheit wieder da, es geht wieder um den Sport, um die Leidenschaft, ums Wesentliche. Bildlich gesprochen investieren Sie also Ihre Zeit und Ressourcen um Anlauf zu holen auf Kosten des „Fortschritts“. Diese „Rückschritte“, also Schritte zurück, erlauben es Ihnen aber, auf eine höhere Ebene zu springen. Vertrauen Sie bei der Länge des Anlaufs auf Ihr Gefühl und beobachten Sie was passiert. Zu viel davon kann gefährlich sein und Sie übers Ziel hinausschiessen lassen. Zu wenig davon verleiht nicht den nötigen Schwung um den Sprung zu tun.

Wo in Ihrer sportlichen Tätigkeit oder in Ihrem privaten Kontext treten Sie an Ort und Stelle? Vielleicht lohnt es sich, Anlauf zu holen? Gehen Sie kurz in den Rückwärtsgang, reduzieren Sie äussere Einflüsse und nehmen Sie sich selbst wieder wahr. Sie werden erstaunt sein, welche Urkraft in Ihnen so wieder in Schwung kommt und zu wirken beginnt.

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