Der Begriff und die Bedeutung der Selbsterfahrung lässt sich auf die von Freud eingeführte «Lehranalyse» anfangs des 20. Jahrhunderts zurückführen. In der Therapie-Ausbildung setzten sich die Teilnehmenden mit ihrer eigenen Biographie auseinander und bekamen die gelehrten Methoden und Techniken bei sich selber angewendet. Begleitet von der Kritik, dass Patienten besser analysiert seien als ihre Therapeut-innen, entwickelte sich die „Lehranalyse“ im Laufe des Jahrhunderts soweit, dass sie heute den wichtigsten Teil der Ausbildung unterschiedlichster Therapierichtungen darstellt.

Nun sind Coaching, Beratung und Mentaltraining keine Psychotherapie, sondern weitere Teilgebiete der Psychologie. Dass wichtige Parallelen in den geforderten Kompetenzen der Fachpersonen bestehen, zeigt der Ausbildungsinhalt von erfolgreichen Ausbildungsinstituten. Unterschiedliche Formen von Selbsterfahrung sind fester Bestandteil, finden breite Anwendung und grosses Gewicht. Gruppenarbeiten und Live-Coachings werden reflektiert. Leistungsnachweise beziehen sich auch immer auf den eigenen Prozess und Transferziele fokussieren sich neben der Umsetzung der Erkenntnisse auch meistens auf Selbstversuche.

Mit Selbsterfahrung soll sich die Begleitungsperson als zu begleitende Person erleben und die Schwierigkeit von Veränderungsprozessen selber erfahren.

Die Wirkung und Umsetzung der Begleitkompetenzen der Fachperson als Rollenmodell, wird am eigenen Prozess erlebt und bietet Referenzen zum eigenen Kompetenzprofil als Begleitungsperson.

Das eigene Verhalten, den eigenen Charakter und die eigenen Komplexe kennenzulernen hilft, der zu begleitenden Person auf Augenhöhe zu begegnen, sie nahe am Prozess zu begleiten ohne Schlüsselmomente zu verpassen und Interpretationen zu vermeiden.

Selbsterfahrung hilft, sich losgelöst von den eigenen Prozessen, als Begleitungsperson professionell zur Verfügung zu stellen. Wenn die Reaktionen als Begleitungsperson unabhängig von den eigenen Prozessen erfolgen, gehört der Prozess der zu begleitenden Person ganz alleine.

Ohne das eigene, kontinuierliche und fordernde Erleben, Erfahren und Verarbeiten des «Mensch sein» – das ist nun meine persönliche Haltung – sehe ich es kaum möglich, die eigene Authentizität als Begleitungsperson zu finden und der zu begleitenden Person eine echte Beziehung, wahre Akzeptanz und den tiefen Glauben an ihre Selbstwirksamkeit entgegen zu bringen.

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Der Autor

Name: Andreas Baumgartner

Beruf: Mentaltrainer und Coach

Website: kopfbenzin.ch

Motto: Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist die Einstellung zu dem Problem.

Ausbildner in: Mentales Training im Sport

Andreas Baumgartner

Andreas Baumgartner nutzt seine persönlichen Erfahrungen im Mental Training und bringt diese als Ausbildner mit ein.
Andreas Baumgartner macht seine persönliche Erfahrung mit Mentaltraining als Langdistanz Triathlet, im Schiessen und in seiner mehrjährigen beruflichen Tätigkeit als Mitglied und Einsatzleiter in einem High Performance Team. Berufsbegleitend studiert Andreas im 9. Semester angewandte Psychologie. Es bereitet ihm sehr viel Freude im sportlichen Umfeld zu arbeiten und seine fachlichen und praxisnahen Erfahrungen in diesen Bereich zu investieren.