Synchron-hybrides Lernen ist für viele Bildungseinrichtungen und Ausbilder eine ganz neue Erfahrung. Die grösste Herausforderung dahinter ist sicherlich, dass die Ausbilder selbst noch zu wenig Erfahrungen darin haben und es daher umso schwieriger ist, den Teilnehmern diese neue Form auch zuzutrauen. Die gute Vorbereitung, vor allem im Kopf der Ausbilder bzgl. dem Drehbuch und den Dynamiken der jeweiligen Lektion, ist sicherlich die Basis dazu. Dabei sollen nicht nur die jeweiligen Erwartungen mitberücksichtigt werden, sondern auch das Verhalten der Teilnehmer vor Ort und virtuell und wie sie folglich miteinander interagieren können.

Machen Sie sich mit dem flexiblen Lernmodell vertraut

Angesichts einer sich ständig verändernden Situation und der Notwendigkeit, sich an herausfordernde Umstände anzupassen, verändern viele Bildungseinrichtungen ihre Lernmodelle für die Anforderungen der Zukunft. Doch was genau ist ein synchron-hybrides Ausbildungssetting und wie können Ausbilder eine solche Einrichtung managen? In diesem Artikel werden die Grundlagen des synchron-hybriden Modells erläutert und einige der Möglichkeiten untersucht, wie die synchron-hybride Ausbildung den Teilnehmern helfen kann, den grösstmöglichen Nutzen aus ihrer Lernerfahrung zu ziehen.

Das hybride Ausbildungssetting

Ein synchron-hybrides Ausbildungssetting ist eine Lernumgebung, in der gleichzeitig sowohl Teilnehmer im physischen Ausbildungsraum anwesend sind als auch virtuell zugeschaltete Teilnehmer. Das synchron-hybride Ausbildungsmodell kombiniert das Präsenzelement der persönlichen Ausbildung mit der Flexibilität des Standortes, welchen Online-Kurse bieten. Es gibt viele Gründe, eine Ausbildung synchron-hybrid durchzuführen. Zum Beispiel bieten einige Bildungseinrichtungen hybride Ausbildungen an, damit im Ausland lebende Teilnehmer Aus- oder Weiterbildungen besuchen können, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Studierenden weiterhin regelmässig von Angesicht-zu-Angesicht lernen, aber in der Lage sind, viel flexibler zu entscheiden, von wo aus sie der Aus- oder Weiterbildung beiwohnen möchten.

Neue Anforderungen an Dozierende

Neben der Wahl von geeigneten Lehrmaterialien gilt es ausserdem, sich mit den sozialpsychologischen Aspekten, etwa den Einflüssen von anderen  Teilnehmern und dem Ausbilder, zu befassen. Denn wie bei jeder anderen Ausbildungsform auch, ist das einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren. Beim synchron-hybriden Ausbildungssetting soll das Eingehen auf die Bedürfnisse und der Dialog aller Teilnehmenden im Mittelpunkt bleiben. Der Ausbilder muss ein Verständnis für seine Rolle als Betreuer online und vor Ort entfalten. Die Gegebenheit erfordert angepasste Regeln der Gesprächsführung im Vergleich zu herkömmlichen Lektionen, da sich die Teilnehmer an räumlich getrennten Orten befinden.

Die Vor- und Nachteile der Einführung von Hybridklassen

Funktioniert die synchron-hybride Lösung in der Praxis? Untersuchungen der New York Times zeigen, dass die Leistung von Teilnehmern in synchron-hybriden Ausbildungssettings mit der einer traditionellen Ausbildungserfahrung konkurrieren oder diese sogar übertreffen kann. Die Teilnehmer schätzen die Flexibilität, von zu Hause aus mitmachen zu können. Gleichzeitig bleibt die persönliche Erfahrung im Ausbildungsraum erhalten, so dass sich die Teilnehmer weiterhin mit ihrer Peergroup und dem Ausbilder austauschen können.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Hybridmodell ohne Nachteile ist. Einige Ausbilder haben sich darüber beklagt, dass das Engagement der Teilnehmer abnimmt, sobald die einen Teilnehmer vor Ort sind und andere online mit dabei. Es kann sicherlich schwierig sein, einen dynamischen Dialog zwischen dem physischen und dem virtuellen Ausbildungsteilnehmer zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Audioverzögerungen und technische Probleme können die Konversation erschweren und dazu führen, dass sich sowohl die Teilnehmer vor Ort als auch die Online-Teilnehmer zurückziehen, wenn die Situation zu frustrierend wird.

Um die Kluft zwischen Online- und Präsenzteilnehmern zu überbrücken, müssen Ausbilder die passende Technologie und kreative Lehrmethoden einsetzen. Ferner wollen Teilnehmer auch in der Lage sein, den Ausbildungsraum so zu sehen, wie sie ihn sehen würden, wenn sie persönlich vor Ort wären. Die Online-Bereitstellung von Folien oder ergänzenden Videos wird nicht ausreichen – synchron-hybride Ausbildungsräume erfordern qualitativ hochwertige Videoübertragungen, die die Teilnehmer beschäftigen. Bei der Schaffung einer synchron-hybriden Lernumgebung vergisst man vor allem allzu leicht die Bedeutung der Audioqualität. Sobald sich einzelne Teilnehmer aus der Ferne der Ausbildung anschliessen, wird ein effektives Mikrofon-Setup zum wichtigsten Teil des synchron-hybriden Setups.

Unter anderem bieten sich folgende Regeln an:

  • Achten Sie darauf, Teilnehmer nicht auszuschliessen, indem zu leise gesprochen wird, die Stummschaltung ständig aktiviert oder ihre Kamerasicht versperrt ist.
  • Sprechen Sie immer alle Teilnehmer an und suchen Sie den Blickkontakt, nicht nur mit denjenigen im Ausbildungsraum.
  • Setzen Sie auch Aktivitäten unter Benutzung von Onlinetools ein, wie das Versenden von Chatnachrichten, die Teilnahme an Umfragen und das Verfassen digitaler Anmerkungen zu den Arbeiten von Teilnehmern.
  • Regen Sie Teilnehmer dazu an, Reaktionen und nonverbales Feedback zu nutzen, um zu kommunizieren und sich einzubringen.
  • Binden Sie die Teilnehmer in die digitalen Medien und elektronischer Geräte mit ein, z.B. durch das aktive Integrieren der Lernplattform.
  • Verschieben Sie ihre Ausbildungseinheiten vom Ansatz eines vormachenden Ausbilders hin zum teilnehmerzentrierten Arbeiten.
  • Setzen Sie didaktisch bewusst den Wechsel von frontal- und projektbasierten Lektionen ein.
  • Nutzen Sie die Inklusion aller Teilnehmer ins Klassengeschehen, unabhängig ihrer körperlichen, sozialen oder geistigen Voraussetzungen.

„Gute synchron-hybride Ausbildung“ verlangt „gute Ausbildung“ und nicht einfach eine achtstündige Telekolleg-Sendung.

Klarer didaktischer Aufbau

Stunden, in denen die Zeit vergeht, bis die Teilnehmer auf das Thema stossen, sind oft schwierig. Gute Ausbildung folgt einem roten Faden, der umso deutlicher herausgestellt werden muss, wenn die Teilnehmer nicht nur physisch anwesend sind. Worum geht es und was soll heute geschehen? Jeder gute Ausbilder plant zunächst das Ziel der Ausbildungseinheit und sucht anschliessend die passende Didaktik, bevor die jeweilige Methode ausgewählt wird. Dem Ausbildungsziel muss eine klare didaktische Strukturierung folgen, welche für jeden Teilnehmer zu erkennen ist. Eine typische Ausbildungseinheit beginnt beispielsweise mit einer klaren Fragestellung oder einer Herausforderung, welche dann in der Ausbildungseinheit durch neue Erkenntnisse bearbeitet wird. Dabei müssen wir in der Auswahl der Methodik dann auch jeweils prüfen und allenfalls adaptieren, wie wir die Anleitung machen, so dass die Teilnehmer vor Ort und online gleichwertig integriert bleiben.

Echte Lernzeit

Gute Ausbildungen lassen sich mit unterschiedlichen Methoden realisieren. Ein signifikantes Kriterium ist dabei die echte Lernzeit. In einer Lektion mag Lernzeit darin bestehen, den Teilnehmern in Form eines sokratischen Gespräches Zeit und Anstösse für neue Gedankengänge zu geben. Für die Lernkurven bedeutet es, den Teilnehmern die Methodik so bereitzustellen, dass sie sich im gemeinsamen Dialog das Wissen erarbeiten können und der Ausbilder dann möglichst im Hintergrund bleibt, aber navigierend eingreifen kann. Im synchron-hybriden Unterricht funktioniert das nur mit Methodiken, welche für das vor Ort und das digitale Setting gleichmässig aufbereitet worden sind – und diese muss der Ausbilder zuerst einmal entwickeln.

Individuelles Fördern

Alle im gleichen Schritt geht schon in den «normalen» Ausbildungen nicht nur selten gut. Wenn der Ausbilder vorne vor der Klasse steht, so überfordert er ein Drittel der Teilnehmer mit seinen Erläuterungen – und langweilt wahrscheinlich ein weiteres Drittel, das den Sachverhalt schon nach fünf Minuten verstanden hat. Gute Ausbildung geht auf die verschiedenen Leistungsniveaus der Teilnehmer ein und fördert sie dort, wo sie stehen. Im synchron-hybriden Unterricht ist dabei wichtig, dass beim Aufbau der Lektion und der Bildung von Gruppen nicht auf Indikatoren vor Ort oder online geachtet wird, sondern vielmehr auf das individuelle Lernen – egal von wo die Teilnehmer mit dabei sind. Die Vorstellung „teilt einfach die Gruppe auf und ein paar schauen von zu Hause aus zu“ erfordert eine Variation der eingesetzten Methoden. Nur, welche Methoden lassen sich im Hybridunterricht durchführen?

Vorbereitete Lernumgebung

Allen Gedanken gemeinsam ist, dass die Teilnehmer eine gut vorbereitete Lernumgebung benötigen. Tatsächlich betrachte ich meine Lerntheken nur als Rahmenmethode einer solchen Lernumgebung: Die Teilnehmer können üben, forschen, experimentieren, diskutieren und Erfahrungen sammeln. Und jedes einzelne Gebiet liegt vorbereitet eine Armlänge entfernt. Der Lernprozess soll möglichst nicht unterbrochen werden.

Fazit

Wenn wir als Ausbilder synchron-hybride Ausbildungen ernsthaft als Alternative angehen, dann sind wir mehr als sonst gezwungen, uns Gedanken über „gute Ausbildungen“ zu machen. So wie wir Ausbilder in jeder Weiterbildung zwischendurch wegdriften, ist es auch für unsere Teilnehmer unmöglich, stundenlang in einer gesplitteten Gruppe (vor Ort und online) aktiv dabei zu sein. Daher ist es wichtig, dass der Ausbilder von Anfang an die ganze Gruppe wahrnimmt und diese als ganze, gleichberechtigte Gruppe auch fördert. Um das zu erreichen, bereiten wir die Ausbildungseinheit didaktisch und methodisch sinnvoll vor, was sicherlich am Anfang ein erheblicher Mehraufwand ist.

Quellenangabe:
Tipps und Funktionen für Unterricht im hybriden Unterrichtsraum – Zoom Blog

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Hybrid-Unterricht für alle

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Der Autor

Name: Roger Erni

Beruf: Coach & Ausbildner

Website: Sport Mental Akademie

Motto: «Erfolg beginnt im Schritt zu sich selbst.»

Ausbildner in: Mentales Training im Sport

Roger Erni

Als erfahrener Mental Trainer und Betreuer von renommierten Sportlern, weiss Roger Erni, Erfolg ist kein Zufall, Erfolg ist lernbar. Roger Erni begleitet bereits seit vielen Jahren Spitzensportler auf ihrem Weg zum Erfolg. Seine stärkste Leidenschaft gebührt der Prozessbeobachtung. Zudem entwickelt und erschafft er gerne ressourcenorientierte Projekte. Er ist der Überzeugung, dass jeder seine gesetzten Ziele erreichen kann. Mit dieser Einstellung öffnet er unseren Kunden die Tore zur spannenden Welt des mentalen Trainings und lässt sie kontinuierlich reflektieren. Die Kunden der Sport Mental Akademie, können mit Roger Erni auf einen sehr erfahrenen Mental Trainer zurückgreifen. Roger Erni berät sie mit hoher Professionalität. Er hat einen sehr hohen Anspruch an seine Coaching Aufgabe und möchte dabei Qualität vermitteln. Seine Stärken bestehen darin, sich gezielt auf ein Individuum einzulassen und zu fördern.